1933 brachte die Machtergreifung der Nationalsozialisten große gesellschaftliche
Veränderungen mit sich. Positive Auswirkungen hatte der Wegfall
der KFZ-Steuern, dem ein deutlicher Aufschwung in der Automobilbranche folgte.
In Ober-Ramstadt freute man sich über eine rege Nachfrage für den Röhr Junior,
dessen Auslieferung im Sommer 1933 begonnen hatte. Der Typ F verkaufte
sich allerdings nicht so wie von den Verantwortlichen erhofft. Ähnlich
ernüchternd sah es auch beim Typ RA aus, dessen Produktion im Sommer 1933 gestoppt wurde.
Unbegreiflicherweise entschieden sich nun die Ober-Ramstädter, ein noch größeres
Automobil zu produzieren. Die Neue Röhr Werke AG, ohne eigentlichen Chefkonstrukteur,
beauftragte wiederum das Konstruktionsbüro Porsche mit dem Entwurf. Porsche benutzte
den Typ F als Basis, dessen Fahrwerk erstmals die von den Stuttgartern neu entwickelte
Drehstabfederung erhielt, die sich später beim VW–Käfer millionenfach bewährte.
Durch Verwendung eines Zoller–Kompressors wurde die Leistung des 8–Zylindermotors auf 100 PS gesteigert.
Der Röhr 8 Typ FK Olympier, ein absoluter Luxuswagen, war eine der Sensationen auf der
Berliner Autoausstellung 1934. Doch der Blickfänger entpuppte sich als wirtschaftlicher Flop:
Gerade mal vier sündhaft teuere Exemplare dürften die Neue Röhr Werke AG verkauft
haben! Über den Absatz des kleinen, Röhr Junior gab es weiter nichts zu klagen. Allerdings wäre es
dringend notwendig gewesen die Produktion dieses Modells zu rationalisieren. Die
dafür notwendigen finanziellen Mittel konnten das Unternehmen allerdings nicht mehr aufbringen.
Versuche die finanziellen Verhältnisse neu zu ordnen führten zu keinem Erfolg. Dabei spielten
auch politische Gründe eine Rolle. Die Schweizer Holdinggesellschaft wurde von einer
jüdischen Finanzgruppe getragen. Verständlicherweise waren diese, nach der Machtergreifung
Hitlers, nicht mehr bereit weiteres Kapital in das Ober-Ramstädter Werk zu investieren.
Zum anderen wollten antisemitisch eingestellte Kreise im Zuge der “Arisierung” die jüdischen
Geldgeber aus der Gesellschaft drängen.
Die Lage des Ober-Ramstädter Autoherstellers gestaltete sich immer kritischer, ein geplanter
Vergleich mit den Gläubigern immer schwieriger. Schließlich stellte im Dezember 1934 ein
Lieferant den Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens. Der Konkurs konnte vor dem Amtsgericht
in Darmstadt zwar noch abgewendet werden, aber die Neue Röhr Werke AG wurde im
Vergleichsverfahren langsam zerpflückt und ausgeschlachtet.
Am 9. März 1935 stellten die Ober-Ramstädter den letzten Röhr Junior fertig. Die Lizenz
für diesen Wagen übernahm Stoewer in Stettin. Die Stettiner fertigten dieses Modell als Greif Junior
bzw. Greif noch bis in das Jahr 1939. Der Untergang war besiegelt. Von fast 4000 gebauten,
sind nur etwa 30 Röhr-Wagen der verschiedensten Typen übrig geblieben, oft in erbärmlichem Zustand.
Die alten Werkshallen stehen seit Jahren leer. Lange dem Verfall überlassen, entsteht auf dem
Gelände ein Wohngebiet. Die frühere Hauptproduktion wurde inzwischen abgerissen! Das Interesse an der bedeutenden
Rolle im Automobilbau, ist in Ober-Ramstadt eher mäßig. So zeigen die übrig gebliebenen Gebäude,
wie vergänglich der Ruhm der Vergangenheit ist!
Siehe hierzu auch:
“Röhr – ein Kapitel deutscher Automobilgeschichte”, Werner Schollenberger, Verlag Günter Preuß, 1996;
“Röhr – Die Sicherheit selbst”, Werner Schollenberger, August Horch Museum, Zwickau 2012.Automobilsalon
Röhr Automobilwerke
Röhr ab 1933
Werbefoto von Dr. Paul Wolff & Tritschler für den Röhr 8 Typ F
Das Röhr-Team zeigt sich hier in Darmstadt vor dem Start zur 2000 km Deutschlandfahrt 1933
Das Röhr Werksteam der 2000 km Deutschland-fahrt 1934 vor dem Verwaltungsbau der Röhr Werke in Ober-Ramstad
Der Typ FK Olympier war 1934 das letzte Modell der Neuen Röhr Werke